Schönheitsdiktat – und was es anrichtet

roseweissSich schminken, schön herrichten, schlank sein, adrett aussehen. Diesem Diktat von Sexyness und Attraktivität fühlt sich nicht nur Maria Furtwängler ausgesetzt und eher machtlos gegenüber. „Weil auch ich mich dem Diktat von Sexyness und Attraktivität unterwerfe. Ich bin darin gefangen und finde selbst als eine sehr bewusst lebende Frau dafür keine Lösung.“ ist heute zu lesen.

Und wie sehr solch ein „Diktat“ schön sein zu müssen, am Selbstwert von Frauen nagt, das erlebe ich in meiner Beratungspraxis Tag täglich.
Heute war eine Frau aus Aserbaidschan bei mir, weil sie abnehmen möchte, nein, weil sie abnehmen will, nein, weil sie abnehmen muss.

Sie wohnt seit 5 Jahren in Deutschland und ist eine – wie soll ich sagen – ja, sie ist eine Schönheit mit ihrem schwarzen Haar, den dunklen Augen, den wohlgeformten Gesichtszügen. Doch vor mir sitzt eine verzweifelte Frau, eine Frau, die innerhalb von 5 Minuten weint, als gingen Schleusen auf. Sie weint und hört nicht mehr auf zu weinen.

„Warum bist du so dick und hässlich geworden? Warum studierst du nicht in Deutschland? Warum bringst du deine Kinder nicht in den Kindergarten und tust was dafür, dass du wieder schön wirst? Iss doch nicht so viel, nimm doch endlich ab, lass dich nicht so gehen, du musst doch nur dies und das und jenes ändern“ So reagiert ihre Familie auf ihren kürzlichen Besuch in der Heimat, nach vielen Jahren in der Ferne. So reagieren ihre Eltern, der Bruder die Cousins. Nicht die Kinder, die sie jetzt hat, nach vielen Jahren Kinderlosigkeit sind jetzt Thema, sondern ihr Hintern, ihr Bauch, ihr Dicksein, die hässlichen unattraktiven Kleider, ihre Kilos, ihr Essverhalten.
So reagieren die Menschen, die ihr „am nächsten“ stehen, fern von hier, in einem uns fremden Land, in dem häusliche Gewalt, sexuelle Belästigung, Abtreibung, fehlende Selbstbestimmung an der Tagesordnung ist.

Sie wisse, was sie essen soll, sie wurde schon „beraten“ teilt sie unter Tränen mit, doch niemand konnte ihr bisher helfen, wirklich den Kern ihres Ess- und Gewichtsthemas anzugehen. Sie esse Nachts, wenn sie endlich Ruhe habe; sie isst zwischendurch, weil ihr der Stress hier in diesem für sie noch fremden Land, mit der Unzufriedenheit ihrer Eltern mit ihrem Äußeren und ihre Kinder zu viel werden, sie esse, weil sie manchmal viel zu erschöpft sei, sich etwas „Richtiges zu kochen“ und wenn sie Frust hat, keine Zeit mehr für sich zu haben, mal ein wenig Sport zu treiben, Sozialkontakte zu knüpfen und zu pflegen; Essen sei für sie Tröster, bester Freund, Ausweg, Balsam für die Seele, Entspanner und Entlaster geworden…

Wie entsetzlich kurz gegriffen und banal kommt mir in diesem Gespräch wieder einmal in mein Bewusstsein, wie fundamental daneben es ist, Menschen mit Gewichtsproblemen auf „mangelnde Disziplin“ und „Uninformiertheit“ zu reduzieren und das was sie tun auf die banale Frage „gesunde Ernährung“ reduziert und sie ausschließlich mit Papier und guten Ratschlägen nährt, die messerscharf in dieselbe Kerbe schneiden, wie oben beschrieben, aber mitnichten auch nur ansatzweise helfen oder gar nähren.

Natürlich kann man jetzt klug daher reden und sagen: Entziehe dich dem Schönheits-und Sexyness Diktat; emanzipiere Dich und mache Dich frei vom Urteil und der Meinung Anderer; werde erwachsen und lasse Dich nicht mehr von Deinen Eltern und deren Vorstellungen von einer perfekten Tochter instrumentalisieren, doch auch das würde nicht helfen, denn

wir können uns nicht ganz davon frei machen, was andere von uns denken und unterwerfen uns, wie es auch Frau Furtwängler partiell tut, diesem gesellschaftlichen Druck.

Entscheidend ist nicht, DASS wir es tun, sondern mit welchem Gefühl wir das tun. Wenn wir Frauen sind oder werden, die sich um ihrer selbst willen gerne schön anziehen und schminken und zurecht machen, um uns selbst mit unseren paar Pfunden mehr durch Schwangerschaft, Menopause o.ä. besser zu gefallen und uns selbst Liebe zu schenken, egal wie wir gerade aussehen und wie viel Pfunde wir mit uns herumschleppen; wenn wir Frauen sind, die gerne um unserer Selbst willen zum Kochlöffel, statt zum Keks greifen, wenn wir um unserer Selbstfürsorge wegen die Balance lernen zwischen Altruismus und Egoismus und das kleine aber feine Wörtchen NEIN lernen und dort einsetzen, wo wir eben nicht bereit sind einem Druck zu folgen – egal welcher, dann – ja dann geschieht ein Wunder!

Sie, werte Leserinnen fragen sich jetzt bestimmt, ja wie genau geht denn dieser Schritt in der Ernährungstherapeutischen Beratung? Wir nennen das Interventionen – Maßnahmen zur Verhaltensänderung. Doch hier muss ich Sie enttäuschen….Hier gibt es keine Rezepte für Jedermann, sondern nur ganz individuelle, sehr persönliche Hinführungen zu einem viel, viel tieferen Verstehen des eigenen Selbst, des eigenen Selbstbildes, des eigenen Selbstwertes, des eigenen Selbstbewusstseins. Eine pädagogisch-psychologisch-ernährungstherapeutisch persönliche Wegbegleitung zum besseren Verständnis dessen, was da Is(s)t. Und sie werden erstaunt sein, mehr über sich zu erfahren, denn:

Der Mensch ist keine Insel für sich alleine.
> Alles, was wir tun oder nicht tun, hat auch eine sehr soziale Komponente
> und – scheint das, was wir mit dem Kopf wissen aber trotzdem tun auch noch so unsinnig – ALLES was Mensch macht hat einen sehr positiven Nutzen…..

 

Ob Sie sich nun dem „Schönheits-, Schlankheits-, Kleidungs- oder Sexyness-Diktat“ der Gesellschaft „unterwerfen“ oder sich bewusst lernen abzugrenzen und NEIN zu sagen, das bleibt dabei ganz Ihnen überlassen. Wichtig ist, dass SIE glücklich und zufrieden leben lernen und mit sich glücklich und zufrieden sind oder es werden.

Warum? Menschen die Lächeln empfinden wir schöner und sympathischer. Jede Frau die geliebt wird, ist schön. Doch dazu muss jede Frau erst einmal sich selbst lernen zu lieben und spüren, wer sie ist und was sie möchte und was da is(s)t.

Sie werden überrascht sein, welche „Geheimnisse“ sich da zeigen, wenn Sie selbst den Blick ändern und nicht mehr so direkt auf Essen, Diäten, Gewicht schauen, sondern das große Ganze erkennen können.

Gerne begleiten wir Sie dahin, besser zu sehen und zu verstehen was da genau „wirkt“ und was Sie wirklich brauchen um so zu sein, wie sie schon immer waren, sich aber nie trauten zu werden.

Wie sagte es eine meiner Kolleginnen so schön: Unsere Aufgabe auf diesem Weg ist es nicht, Ihnen weitere Dinge zu diktieren, sondern einzig und allein

ZUhören – Sie erzählen uns ihre Geschichte – wir hören mit 4 Ohren genau zu.
ZUtrauen – WIR glauben an Sie. Sie auch?
ZUmuten – WIR helfen Ihnen beim Verstehen lernen ihrer Selbst –
Tun müssen Sie es ohne uns. Doch hinterher werden Sie sagen:
TOLL – ich habe es alleine geschafft.