Magenbypass, Schlauchmagen – DIE Lösung?

WaageSie hat sich jetzt nach 10 Jahren „Kampf mit ihrem Gewicht“ dazu entschlossen, sich einer bariatrischen Intervention (βαρος: Schwere, Gewicht) zu unterziehen, sprich einem chirurgischen Eingriff um ihr Gewicht in den Griff zu bekommen, um ihre ungeliebten Pfunde „weg zu machen“.

So kommt die mir bekannte Patientin gestern bei mir vorbei (Sie war von 2007-2008 für ein paar wenige Beratungen bei mir), um sich bei mir eine Bescheinigung abzuholen, dass Sie

a.) bei mir war – sprich sie sich ja in der Vergangenheit bemüht hat, ihr Gewicht zu reduzieren und
b.) bescheinigt bekommt, dass sie leider „mit dieser konventionellen Beratung“ nicht erfolgreich war.

Erfolglos ist nach Leitlinien

Im Bereich Ernährung: Wer trotz kalorienreduzierter Ernährung nicht erfolgreich abnehmen konnte (Was hier nicht erwähnt wird, ist, dass a.) Es bei Adipositas gar nicht um Ernährungswissen geht und b.) wir für eine Ess- und ERnährungsanamnese, für eine genaue Ernährungsdiagnostik und Maßnahmen zur Verhaltensänderung genau 5 Einheiten a 45 Minuten bekommen! – so als ob es gelingen könnte in 3 Treffen Geige spielen zu lernen! c.) professionelle Ernährungsberatung nichts mit Wissensvermittlung und der Verordnung einer Diät zu tun hat und ich d.) in 28 Jahren Arbeit mit adipösen Menschen noch nie erlebt habe, dass eine rein körperliche und kognitive Betrachtung genügt hätte.

Im Bereich Lebensstil: Wer IN DER GRUPPE nicht seinen Lebensstil dauerhaft anpassen konnte. Lebensstilanpassungen sollen also in der Gruppe erfolgen? Ich habe noch nie eine Gruppe erlebt, in der offen über eine schwere Kindheit, Missbrauch, Auslöser für Fressattacken, sehr private Schwierigkeiten „im Lebensstil“ gesprochen wurde…- doch genau so ein Setting (Gruppenschulung – weil effizienter) soll durchgeführt werden!

Und genau WEIL Adipositas und deren Therapie noch immer so verstanden wird, suchen immer mehr Menschen „Hilfe“ durch die Adipositaschirurgie, egal wo auch immer die Gründe für ein massives Gewicht zu suchen sind, weil das ja die Krankenkasse bezahlt.
Auch bei mir sind nur wenig Patienten bereit, mehr als 3 Zeitstunden in professionelle Begleitung zu investieren….So bleiben die Hintergründe und Gründe von Ess-und Ernährungsverhalten, nicht veränderbaren Lebensstils und Adipositas meist im Dunkeln oder nur an der Oberfläche angekratzt….

Bei meiner obigen Patientin wären die Gründe wie folgt gewesen, doch jetzt soll es die Chirurgie richten:

> Sie leidet seit Jahren an einer schweren Psychose – immer wieder mit Einweisungen in die Psychiatrie und natürlich mit Einnahme von Psychopharmaka, die nachweislich massive Gewichtszunahmen und Fressatacken zur Folge haben.

> Sie hat keinerlei „Zugang“ zu ihren Gefühlen und futtert bei jeder Gelegenheit alles „in sich hinein“. Nicht bei den Mahlzeiten liegt ihr Haupt-Problem (sie isst gerne Gemüse wenn es jemand für sie kocht 🙂 und ihre Essensmengen hat sie weitestgehend im Griff – nur bei Süßem und in Heißhungerattacken kann sie nicht widerstehen. Ihre Probleme liegen also ganz eindeutig beim psychoemotional und psychosozial induzierten Essen. Wenn es ihr „nicht gut geht“ und es geht ihr meist nicht gut, weil ihr Job sie frustriert, sie keine Partnerin findet, sie keine Freunde hat und so gut wie keine Hobbys pflegt,  „frisst“ sie sich häufig durch ihre Vorräte….und wird trotzdem „nicht und nie satt“…

> Ihr Beruf und ihr fehlender Zugang auch zum Gefühl „Hunger“ (den spürt sie ja auch nicht, weil sie permanent am essen ist) verschärft die Problematik, weil sie keinen geregelten Tagesablauf hat und nur isst, wenn sie „mal Zeit dazu hat“- also erst abends, doch dann übermannt sie der Heißhunger.

> Sie hat sich mir vor Jahren als lesbisch anvertraut – ein Faktum, was sie in größte Schwierigkeiten in ihrer so „perfekten Familie“ und gläubigen Protestanten brachte. Sie ist das schwarze Schaf der Familie und die Leute „durften von all dem“ nichts erfahren.

> Sie „rebelliert“ noch immer gegen ihre Mutter (eine schlanke, hübsche Frau), die ein braves, hübsches, mit Bluse gekleidetes Töchterchen haben wollte und ihre Tochter wie sie ist, ablehnt. Ihr unbewusstes Motiv, sich an der Mutter zu rächen? „Du bist schuld, dass es mir so schlecht geht.“ Doch offenbar konnten ihr in diesen unbewussten Fress-Themen auch die zahlreichen Psychotherapien und Psychiatrieaufenthalte nicht helfen.

 

Sie glaubt fest daran, dass ihre Probleme sich damit lösen. „Wenn ich schlank bin, ist mein Leben schön“, „Wenn ich schlank bin geht es mir endlich gut“ , „Wenn ich schlank bin finde ich eine Freundin“, „wenn ich schlank bin habe ich Erfolg im Beruf“ – und ihre Ärzte schüren offenbar dieses Gefühl, denn sie ist ganz beseelt davon, „dass es bald soweit ist“.

Magenbypass und Schlauchmagen:

Während vor einigen Jahren „nur“ ein Magenband gelegt wurde, oder ein Magenballon eingesetzt wurde, hat sich in den letzten 8 Jahren die Adipositaschirurgie gewandelt. Die beiden wenig invasiven Methoden sind drastisch zurück gegangen, wohingegen sich Magenbypass und Schlauchmagen innerhalb weniger Jahren vervierfacht haben. Jährlich werden bei uns ca. 8500 dieser unumkehrbaren Eingriffe durchgeführt.

Ein Mensch wird künstlich verstümmelt und die wissenschaftliche Literatur ist voll von Studien, die die „körperlichen Erfolge“ rühmen. Doch was ist mit der Körper-Seele-Einheit Mensch? Doch zuvor einmal ein kleiner Blick dahin, WOZU solche Operationen gemacht werden:

ZIELE

Die entscheidenden Faktoren für die Durchführung einer solchen Operation sind:

die Verbesserung der gesundheitlichen Situation (Gewicht, Blutdruck, diabetische Stoffwechsellage, Dyslipidämien)

das sich dauerhaft ändernde Ess- und Ernährungsverhalten,

die Einhaltung eines gesunden Lebensstils.

und laut Leitlinien: Eine Verbesserung der Lebensqualität…

Ist das nicht interessant? Gesundung wird nur noch am Körper festgemacht?

Das was auf herkömmliche Art und Weise nicht erreicht werden kann, weil Mensch eben NICHT isst, wie er isst, ausschließlich aus Vernunftsgründen, wird durch eine künstliche Verstümmelung dazu gezwungen, sein Verhalten zu ändern und endlich zu tun, was doch alle für ihn für richtig erachten: Sein Verhalten zu ändern und einen gesunden Lebensstil pflegen….frei nach dem Motto: „Und bist du nicht willig so brauch ich Gewalt“, dann wird das schon….

Ist es nicht interessant?

Der Mensch, der aufgrund einer körperlichen Verstümmelung gar nicht mehr anders KANN als minimale Mengen zu essen und auf unverträgliches Essen zu verzichten, hat laut Medizin sein Ziel „Änderung des Essverhaltens“ erreicht?

Und ist es nicht interessant?

Ein Hochgefühl (ich nehme ab – toll!), sprich ein Honey-Moon Gefühl, sowie die Verbesserung von Laborwerten (mein Blutdruck ist normal, ich brauche kein Insulin mehr) gleichgesetzt werden mit „Verbesserung der Lebensqualität“? – Ist das so? Sind mit einer Normalisierung des Gewichts tatsächlich alle Probleme eines adipösen Menschen vom Tisch und seine Lebensqualität tatsächlich im GANZEN besser?

AUSWAHL der Patienten

Es besteht Konsens, dass sich viele Experten austauschen sollten, ob ein Patient geeignet sich, sich unters Messer zu begeben oder nicht. Doch wirklich ernsthaft befragt über einen meiner Patienten – meine Schweigepflicht aufzugeben und zu berichten über meine Erkenntnisse (das genaue Assessment, die genau Ernährungsdiagnostik, die genaue Evaluation) – nein, das ist in 28 Jahren noch nie vorgekommen.Es genügte stets zu bescheinigen, dass jemand DA war und wie häufig…- mehr wollte man gar nicht wissen….

Und wie wird die  „Vorauswahl von geeigneten Patienten“ getroffen, wenn Fachkräfte wie ich gar nicht gefragt werden? Es solle eine Bereitschaft zur Mitverantwortung seitens des Patienten bestehen……Natürlich sagt meine Patientin alles, was Ärzte dazu hören wollen, denn sie will ja auf jeden Fall die Operation. Natürlich redet sie sich diesen Schritt selbst schön, damit diese „Behandlung“ wie Adler sagt: „einem positiven Zweck dient“. Natürlich ist sie bereit „Mitverantwortung“ zu zeigen (was immer darunter verstanden werden will).
Doch kennt Sie auch die Risiken und Konsequenzen? Weiß Sie, was auf sie zukommt? Ist sie aufgeklärt darüber, wie ihr Leben danach aussieht?
Da habe ich das Gefühl, dass sie hier eher nicht hinschauen will und der behandelnde Arzt ihr alles andere als reinen Wein eingeschenkt hat…

Magen-Bypass

„Der Magenbypass ist aktuell der 2.häufigste Eingriff in Deutschland.
Beim Magenbypass wird der Magen wenige Zentimeter unterhalb des Mageneingangs abgetrennt. Es verbleibt ein kleiner Restmagen, „pouch“, der ca. 15 ml fasst und als Bremse für die zugeführte Nahrung dient. Auch der Dünndarm wird durchtrennt. Das eine Ende des Darmes wird an den kleinen Restmagen angeschlossen und das andere so umgeleitet, dass die Nahrung und Verdauungssäfte erst im mittleren Dünndarm vermengt werden und der obere, direkt an den Magen anschließende Dünndarm umgangen („engl. Bypass“) wird. Die Verdauungssäfte werden in den tieferen Darmabschnitten eingeleitet und somit kann erst hier die Verdauung durch die Aufspaltung der Nahrungsbestandteile beginnen. Die Folge ist, dass nicht alle Nahrungsbestandteile zerlegt werden können und somit nur ein Teil aufgenommen „resorbiert″ werden. Es stehen somit weniger Nahrungsbausteine dem Blut zur Verfügung. Die nicht verdaute Nahrung wird in den Dickdarm befördert. Es ist vorrangig ein malabsorptives Verfahren mit milder Restriktion.“ (Ärztezitat).
(malabsorptiv: die Aufnahme der Nährstoffe aus dem Darm ist herabgesetzt). In meiner Sprache heißt das eine künstlich hervorgerufene Verdauuungsproblematik, sprich der natürliche Verdauungsprozess wird verändert mit massiven Folgen:

Aufnahme der Kalorienträger wird vermindert (ist erwünscht)

Aufnahme von Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen gestört

Insbesondere kann Vitamin B 12 nicht mehr über die normale Verdauungsleistung „resorbiert″ werden und die Gabe muss lebenslang per Injektion erfolgen.
In Einzelfällen gilt das auch für die Aufnahme von Eisen.  Auch die Gefahr von Osteoporose steigt. Die dauerhafte Einnahme eines Multivitaminpräparates ist täglich erforderlich.

Durch die wegfallende Funktion des Magens kann es zu einer massiven Fehlbesiedelung kommen. Die hochsensible Welt des Mikrobioms wird in ein Ungleichgewicht gebracht, was Konsequenzen hat, die noch nicht gänzlich erforscht sind. Doch schon heute weiß man, dass die Darmbakterien nicht nur körperliche Funktionen haben, sondern sich auch auf die Psyche auswirken.

Bestimmte Medikamente dürfen nicht mehr oral eingenommen werden, weil sie die Darmschleimhaut schädigen können. Andere sind in ihrer Wirksamkeit herabgesetzt, z.B. Hormone.

Je nach Nahrungszusammensetzung kann es zu Nebenwirkungen, wie Blähungen, übelriechenden Fettstühlen, Durchfällen und dem sogenannten „Dumping-Syndrom” mit Kreislaufabfall und blitzartiger Darmentleerung nach dem Verzehr sehr zuckerhaltiger Speisen und Getränke kommen.

Die bremsende Wirkung des „pouch″ kann im Lauf der Zeit verloren gehen und somit der gesamte Operationsnutzen.

Magenspiegelungen sind nicht mehr möglich und auch nicht das endoskopische Entfernen von Gallengangssteinen. (ERCP).

Zahlreiche Studien zeigen eine höhere Selbstmordrate nach den Operationen (zweifach erhöhtes Risiko)Nach den Operationen können psychische Erkrankungen wieder auftreten oder sogar neu auftreten.

Zuvor vorliegende Depressionen zeigen nach den Eingriffen in Studien keine Besserung der Symptomatik. Forscher fanden heraus, dass dies mit einer sich deutlich verringernden Selbstachtung und zunehmenden Veränderungen des Soziallebens einherging.

Von postoperativen Komplikationen wie Wundheilungsstörungen, Infektionen und Co. ganz einmal abgesehen…

und auch davon, dass nach der OP weitere chirurgische Eingriffe zur „Körperkonturierung und funktionellen Rekonstruierung“ notwendig werden – sprich massive Hautlappen entfernt werden müssen….Doch das sieht die Adipositaschirurgie nicht als zur Behandlung der Adipositas zugehörenden Problems an….und damit auch nicht zu anfallenden Folgekosten.

Doch trotz all dieser Risiken, steht in den Leitlinien sogar, dass die bariatrischen Interventionen sogar als „Primärtherapie“ durchgeführt werden kann, also auch OHNE vorher andere Maßnahmen ausgeschöpft zu haben….sprich chirurgische Verstümmelung wird per se als „Behandlungsmethode“ anerkannt.

 

Schlauchmagen

Die Verkleinerung des Magenvolumens erfolgt dadurch, dass 90% des großen gewölbten Magenteils entfernt werden. Der Magen hat danach die Form eines Schlauchs, dessen Füllungsvermögen bei ca. 85-100ml liegen.

Es ist ein unumkehrbares Verfahren. Ein Teil des Magens wird dauerhaft entfernt. Mangelernährungszustände sind vorübergehend möglich. Diese können durch die regelmäßige Teilnahme an den Nachsorgeterminen in der Ernährungsambulanz und der gezielten Ernährungsberatung erkannt und behoben werden – sprich wir Ernährungsfachkräfte mutieren damit zur „Reparaturdienstleistung“.

Auch hier kann es durch dauerhaftes Überessen zu einer erneuten Weitung des Magenschlauches kommen. Eine bereits vor der Operation bestehende Refluxerkrankung kann sich manchmal verschlechtern.

 

Kosten-Nutzen-Analyse

Solch eine Operation kostet 7.500 Euro und Ärzte werden nicht müde die Kostenersparnis einer solchen Methode vorzurechnen, schließlich würden ja Folgekosten gespart….

Nur – ist das nicht eine vollkommene Milchmädchenrechnung?

Zu uns kommen Menschen mit Adipositas gerade mal 3,5 Zeitstunden (Kostenrahmen, der von den Krankenkassen übernommen wird). Würden unsere Kosten dauerhaft von den Krankenkassen übernommen werden, so könnten wir mit diesem Geld unsere Patienten 10 Jahre effektiv begleiten.

Und was ist mit den seelischen Sorgen, Ängsten, Nöten meiner Patientin? Was mit den „Hintergründen“ des Essverhaltens, die sich doch nicht einfach in Luft auflösen, dass man sie künstlich unterbindet? Wer kümmert sich darum? Was kostet das?

Und danach?

Neulich ist mir eine weitere Patientin auf der Straße begegnet – auch Sie hat sich vor einigen Jahren für eine bariatrische Intervention entschieden, nachdem sie erfolglos an einem Gewichtsreduktionskurs teilgenommen hat und sich dann noch für 3 Stunden Ernährungstherapie bei mir entschied….

Ebenfalls erfolglos, denn in 3 Sitzungen können wir Ernährungsfachkräfte keine Wunder bewirken, gerade weil sich hinter Adipositas permagna immer ein schweres Schicksal verbirgt. Auch sie hat sich damals eine Bescheinigung abgeholt, dass es „nicht funktioniert“ hat.

Ja heute ist sie gewiss 30 kg leichter (die OP war also erfolgreich?), doch ihr Gang war noch immer der eines stark adipösen Menschen und ihre Seele? Ob sich jemand ihrer Geschichte angenommen hat? Ich weiß es nicht.
Damals wusste sie nicht, ob sie Frau bleiben wollte oder doch zum Mann werden will (sie trägt heute Bart, die Kleider sind dieselben – alles verdeckt und „geschlechtsneutral“) – Ob sie jemandem erzählt hat, wie und wodurch es zum Suizid ihres Bruders kam? Ob sie jemandem von ihren Missbräuchen erzählte? Ob ihre Ärzte wissen, wie und wozu sie Unmengen Essen in sich hineinstopfte, um überhaupt etwas zu spüren?

Als sie mich sah, hat sie die Straße gewechselt. Ich hatte den Eindruck, dass sie sich schämt…schämt, weil sie sich noch immer kein Stück näher gekommen ist – trotz verlorenem Gewicht und trotz dem verlassen ihrer weiblichen Hülle – und immernoch ein ganz zerbrechliches seelisches Wesen, das noch immer seinen Platz in dieser Welt sucht….

Und der Preis der extreme Gewichtsabnahme noch mit sich bringt? Die massiven Hautlappen am Bauch und an den Oberschenkeln, überall und trotz ihrer sackartigen Kleider dennoch sichtbar – Um wirklich schlank zu sein, muss sie sich noch zahlreiche Mal auf den Chirurgentisch legen, denn die Haut hängt wie ein zu groß gewordener Mantel an ihr. Wird sie ihn dann lieben können, ihrem Körper und in Selbstliebe leben – Begriffe, die sie ablehnte, so lange sie denken konnte, und wie sie mir, ihrer „Ernährungsberaterin“ beim letzten Gesrpäch unter Tränen anvertraute….

Ja – an dieser Stelle hätten wir weiterarbeiten können, hätten wir hinter die Kulissen ihres Gewichts und Selbstablehung, schauen können und versuchen können dass sie sich besser versteht; doch dazu kam es nicht. Die Kassen geben uns Ernährungsfachkräften ja nur eine Kostenübernahmezusicherung für 3.5 Zeitstunden….und auch in der Nachsorge, wenn es sie dann gibt, sollen wir ja nur eines tun: Durch Ernährungsaufklärung Fehl- und Mangelernährungszustände vermeiden.

 

An dieser Stelle und mit Blick auf alle Klienten, die jemals Unterstützung bei mir suchten, aber insgemein nur ein „Scheitern einer konventionellen Begleitung“ wollten, um „sich endlich operieren zu lassen“, sehe ich es mehr als fragwürdig, dass diese Menschen überhaupt einer bariatrischen Intervention unterzogen wurden, zumal in den aktuellen Leitlinien doch ausdrücklich steht, dass „beim Vorbestehen psychischer Erkrankungen Vorsicht geboten ist“.

Doch diese Bestrebungen wundern mich keineswegs, zumal es auf Seite 76ff der aktuellen Leitlinien ja eine ganz einfache „Checkliste für die Ernährungsberatung gibt“. Es scheint doch alles ganz einfach zu sein – mal schnell die notwendigen Empfehlungen abgeben – die Checkliste abarbeiten und schwups – verändert sich Verhalten dauerhaft….

Wie sagte aber Konrad Lorenz so treffend von mehr als 40 Jahren:

 

Gedacht heißt nicht immer gesagt,/ gesagt heißt nicht immer richtig gehört,/ gehört heißt nicht immer richtig verstanden,/ verstanden heißt nicht immer einverstanden,/ einverstanden heißt nicht immer angewendet,/ angewendet heißt noch lange nicht beibehalten.
Konrad Lorenz (1903-89), östr. Verhaltensforscher, 1973 Nobelpr.

Und an dieser Erkenntnis hat sich bis heute nichts geändert….nur bei der Adipositas soll das alles offenbar nicht stimmen…..und ein Schlauchmagen und ein Magenbypass ein probates Mittel zur „Behandlung“ sein.