von Sonja Mannhardt | Mai 22, 2014 | Allgemein, Blog
Heute war es mal wieder soweit. Lena (8 Jahre) und Ihre Mama kamen zum letzten Mal (4 Sitzungen) zur Beratung. Eine weitere Familie ist wieder im GleichGEWICHT was mich sehr freut!
Lena hat in den letzten 3 Monaten 4kg abgenommen und ist 2cm gewachsen. Ihr BMI hat sich enorm verbessert und das Beste: Der Leidensdruck der Mutter sank von 10 auf 4. Der Druck und das „Dauerthema“ Ernährung, Gesundheit und Gewicht hat sich stark reduziert und Lena darf jetzt endlich selbst bestimmen, was und wie viel sie essen mag.
Sie ist ein wirklich guter Chef ihres Bauches und Essens geworden und übernimmt Verantwortung für ihr Tun. Sie fühlt sich endlich wieder wohl in ihrer Haut und nicht mehr so „klein“ gegenüber ihrer großen Schwester, die „ja alles essen darf und sie nichts.“ Sie ist stolz auf das was sie alleine geschafft hat.Ihr Leidensdruck ist gänzlich verschwunden. Lena fühlt sich wieder wohl. Wie ist das möglich in so kurzer Zeit?
Familie im Gleichgewicht – DRUCK rausnehmen
Das Gewicht von Lena ist in der Familie entstanden. Es ist eine Art „Kommunikationsmittel“. Lena isst deutlich zu viel und nascht zwischen den Mahlzeiten. Doch zu verstehen, was sich hinter einem „zu viel“ und einem „Süßigkeiten naschen“ verbirgt, dem ist per Information und Vernunftsappellen nicht beizukommen. Meine Aufgabe war es, den Eltern beim Verstehen zu helfen und sie in ihrer Erziehungskompetenz zu stärken.
Und das hat sehr gut funktioniert. Die Mutter hatte zwei Einzelsitzungen, um zu verstehen, was sich hinter dem Sichtbaren verbirgt und was Sie dazu beitragen kann, damit Lena ihren Weg gehen kann. Zwei Sitzungen waren mit Lena. Sie beschäftigte sich intensiv mit ihren Gefühlen, mit der Hunger- und Sättigungswahrnehmung und setzte sich mit den Mahlzeiten aktiv auseinander und fand IHRE Lösungen selbst.
Ist eine Familie aus dem Gleichgewicht geraten, so gibt es nicht nur einen „Leidenden“ und den anderen geht es gut. In der Regel ist mit einem übergewichtigen Kind, das Gleichgewicht aller Familienangehörigen gestört. Alle leiden irgendwie, niemandem geht es richtig gut und Viele in der Familie tun dasselbe, allerdings mit unterschiedlichen Konsequenzen.
Um Druck herauszunehmen, ist es zunächst einmal wichtig, zu erkennen, wer welche Verantwortung hat und wo überhaupt das Problem liegt.
Wo liegt das Problem?
Ich arbeite seit über 20 Jahren mit Familien im Ungleichgewicht. Häufig finden sich Übergewicht und Untergewicht sogar in derselben Familie und doch – wenn ich frage: „Wo sehen Sie denn das Problem?“, so bekomme ich nur sehr selten die Antwort: „Wir essen nur Junk-Food, ungesunde Lebensmittel und bewegen uns so gut wie gar nicht.“
Es wird zwar stets behauptet, dass Menschen, die ein Gewichtsproblem haben, stets „Das Falsche“ essen und sich „Wenig bewegen“, doch das kann ich nicht bestätigen.
Die Klagen der Familien, die zu mir kommen ist in der Reihenfolge wie folgt:
- > Mein Kind isst zwischendurch (nascht heimlich)
- > Mein Kind isst einfach zu viel (Menge bei Tisch)
- > Mein Kind bewegt sich zu wenig
- > Mein Kind isst das Falsche
Auf meine Frage: „Und wer nascht noch?“ oder „und wer isst noch zu viel?“kommt stets noch ein anderer Name mit ins Spiel.
Auf meine Frage:“Was bedeutet denn bei Ihnen, das richtige/gesunde essen.“ kommt stets die Antwort: „Wir essen täglich Gemüse oder Salat und Obst und das übergewichtige Kind isst das ja auch. Also falsch oder ungesund geht es bei uns nicht zu.“
Ernährungstherapie ist pädagogische Beratung
Essen ist keine Frage von Wissen oder Wollen und auch nicht mit „Du sollst-Botschaften“ zu regeln. Essen ist traditionell, kulturell und sozial verankert und entzieht sich größtenteils dem Bewusstsein. Wenn wir folglich Familien helfen wollen, ins Gleichgewicht zu kommen, gilt es, zunächst einmal
- > Verantwortlichkeiten klären
- > eine genaue Problemanalyse zu machen
- > jedes Tun und Unterlassen zu „hinterfragen“ um
„aufzudecken“, was verborgen ist aber dennoch wirkt…
Da Essen UMlernen mit lernen, also mit Pädagogik zu tun hat, kommen wir nicht umhin, Beratung als Prozess zu betrachten, bei dem sowohl die Eltern, als auch das betroffene Kind oder gar in Betrachtung mit den eigenen Geschwistern beraten werden.
Jedem seine Verantwortung
Jegliches TUN hat eine WIRKUNG, wie auch jedes UNTERLASSEN oder NICHT TUN ebenfalls wirkt. Wenn wir uns darüber einig sind, so gilt es zu überlegen, wer denn welche Entscheidung trifft. Wie ist das in Ihrer Familie:
- > Bei uns entscheiden wir Eltern über das was eingekauft, gekocht wird
- > Bei uns entscheiden wir Eltern, über die Art der Zubereitung und das Menü.
- > Bei uns gibt es einen festen Essensrhythmus, der von uns Eltern vorgegeben wird.
- > Bei uns entscheidet Jeder selbst darüber, WAS er bei Tisch essen möchte.
- > Bei uns entscheidet Jeder selbst darüber, WIE VIEL er sich bei Tisch nimmt.
- > Bei Fragen wie:“Mama, darf ich was Süßes haben?“ übernehme ich nicht die Verantwortung und sage Ja, oder Nein, sondern frage erst einmal nach, was sich dahinter verbirgt, dass kurz nach dem Essen wieder „etwas“ gesucht wird…Sollten Sie alle Fragen mit JA beantwortet haben, so ist ihre Familie vermutlich im Gleichgewicht. Sollte sich das ein oder andere Nein eingeschlichen haben und Sie nicht zufrieden sein, mit dem was bei Ihnen zu Hause is(s)t, so warten Sie nicht zu lange, sich professionelle Hilfe zu holen.
Familie im Gleichgewicht – Das Buch
Heute wurde ich gefragt, wie man denn das Buch beziehen kann. Ich sagte, ich verkaufe es momentan nur noch an Menschen, die sich beraten lassen, wohl wissend, dass WISSEN noch lange nicht KÖNNEN und KÖNNEN noch lange nicht TUN bedeutet.
Tipps und Tricks und Ratschläge finden sich nicht in den Büchern, weil Ratschläge eben auch Schläge sind und mit Tipps und Tricks als Methode noch keine Familie ins Gleichgewicht gekommen ist. Das bedeutet aber nicht, dass von Lesern der Bücher nicht allzugerne „Tipps und Ratschläge“ veröffentlicht werden, so wie hier:
Tipps und Hilfestellungen – auf dem Link ganz nach unten scrallen
Sie finden das Buch (das Vorgängerbuch) noch immer auf dem Markt, als gebrauchte Ware zum Schnäppchenpreis. Der Inhalt ist noch immer aktuell und weicht nur unwesenlich vom jetzigen Buch ab, das die Themen „Wie lernen Menschen?“, „Was ist Erziehung“, „Essen zwischen Moral und Ethik“, „Familientisch als Lebensschule“ und noch einige Themen mehr vertieft.
In jedem Fall handelt es sich um ein Begleitbuch, das den Prozess der „Familie im Gleichgewicht“ unterstützen möchte und alles „Lesbare“ aus der wichtigen Beratungszeit auslagert. Dieses Arbeitsbuch, welches „über gängige Übergewichts-Tellerränder hinweg blicken hilft“ und sich nicht mit Verallgemeinerungen zufrieden gibt, sondern sondern den Einzelnen radikal ins Zentrum rückt, stelle ich interessierten Familien als integraler Bestandteil meiner Beratungen gerne zur Verfügung. Ich freue mich auf Ihr Kommen.
- Beratungen täglich nach Vereinbarungen
- prof.e.a.t Berater, die auf dieser Grundlage in Ihrer Region beraten, erhalten Sie auf Anfrage.
- Berater, die an einer prof.e.a.t Fortbildung zum Thema „Übergewicht bei Kindern – Die Herausforderung Familienberatung“, Interesse haben, möchten sich bitte bei mir melden, oder in den Terminen nach entsprechenden Seminaren Ausschau halten.
von Sonja Mannhardt | Mai 2, 2014 | Allgemein, Blog, Über Tellerränder geblickt
In der Theorie ist ja alles soooo einfach. Nur das „richtige essen“ und „sich mehr bewegen“, dann klappt das schon mit dem guten, gesunden Leben. Nur – ist das so?
Ändern wir unser Verhalten über Wissen und Vernunft oder doch eher wenn auch der Genuss satt wird? Und setzt Genuss nicht auch Einkaufs- und Kochkompetenz voraus?
Zum Anlass eines gerade erschienenen Artikels zum Thema „Geheimnis schwarze Nüsse“ möchte ich das Thema „GeNUSS“ aufgreifen und sie einladen, sich wieder mehr in der Küche aufzuhalten….Dem Ort, an dem „gesunde“ Ernährung zum Leben erweckt wird, dem Ort, wo angewendet wird, was den meisten von uns „in der Theorie“ ja bekannt ist…
Jede gute Theorie ist nur so gut, wie die Praxis
Diese Woche sitzt eine Mutter bei mir und sagt: „Helfen Sie mir beim Abnehmen, aber erzählen Sie mir nichts vom richtigen Essen. Davon weiß ich genug. Theorie habe ich genug.“ Auch eine zweite Patientin mit Übergewicht, weiß alles über „gesunde Ernährung“, doch mit der Praxis will und will es nicht funktionieren. Sie kann nicht kochen, hat es nie gelernt. Und da ist die Altenpflegerin, die tagtäglich Senioren „verpflegt“, aber zugibt, für sich selbst nicht zu kochen, sondern meist „etwas Schnelles aus der Tüte nimmt, oder in den Ofen schiebt“.
Da ist die sehr schlanke Mutter eines übergewichtigen Kindes, die nur isst, weil man eben essen muss, aber so gar keine Lust zum kochen hat, was dazu führt, dass die Kinder bis nach 19 Uhr meist keine geregelte Mahlzeit zu sich nehmen und sich mit Heißhunger durch den Tag „fooden“ und da ist die Ernährungsberaterin, die mir gesteht, selbst überhaupt nicht kochen zu können und deshalb mehr und mehr Probleme bekommt, Menschen gut zu beraten.
Und da sind doch tatsächlich einige Drittklässler, die in meinem mitgebrachten Korb den Fenchel, den Lauch, die Kohlrabi, die Johannisbeeren nicht benennen können und glaubhaft verkünden, das
a.) weder je gesehen noch
b.) je gegessen zu haben
und mir ein Huhn mit 4 Beinen zeigen, das sie gemalt haben.
Nein, wir sind hier nicht in einer Brennpunktschule, wir sind auf dem Land.
In der Küche beginnt die Ernährung
Ich freue mich, dass diese Menschen zu mir fanden mit ihren Fragen und Nöten, weil mir selbst Genuss und gutes Essen (und das beginnt mit geschmackvollem Kochen) ein sehr großes Anliegen ist.
Mein Projekt Markräfler Genüsse ezeigt einen Teil meiner Leidenschaft für regionale, saisonale und überhaupt – genüssliche Küche.
Ich habe sie alle gesehen, die verschiedenen Küchen der Welt und habe in allen etwas gelernt. Die Küche meiner Oma (wie macht man aus wenig viel?) die meiner Mutter (wie kocht man aus dem was da ist und mit wenig Zeit trotzdem schmackhafte Gerichte; wie kocht man für viele Gäste), Großküchen von Krankenhäusern und andere Großverpflegungssysteme (wie kocht man für 120 Personen), viele Produktionsbetriebe (Mittelstand und Massenproduktion) – was unterscheidet Qualität von Quantität? Was unterscheidet häusliche Alltagsküche von Sterneküche und was haben beide gemeinsam, wenn es um Qualität und Genuss geht? Für all diese Erfahrungen bin ich sehr dankbar und gebe diese gerne weiter, denn beim Angebot beginnt die Nachfrage und gegessen werden kann nur, was auch DA ist.
Was der Bauer nicht kennt
Was einst lebensnotwendig für Menschen war, scheint in der zivilisierten Welt langsam auch gefährliche Konsequenzen nach sich zu ziehen. Essbar war in der Steinzeit, was die Erwachsenen als essbar erklärten. Ungiftig und unbedenklich war, was sie voraßen. Essbar war, „was der Bauer kennt“.
Und heute? Frische Ananas schmeckt komisch, die metallische aus der Dose ist die bessere, so urteilen viele Kindergaumen, weil sie nur die aus der Dose kennen. Oder Erwachsene beklagen sich: „Mein Kind isst nur….“ und gehorchen dem kritischen Kindergaumen, mit dem Ergebnis, dass es überhaupt nicht mehr angeboten wird. „Mein Kind würde auch nicht essen, wenn es X wieder gäbe“ ist dann das, was Erwachsene GLAUBEN und sich in gefühlten 2000 Kinderaktionen als nicht korrekt herausstellt. Massenweise benötige ich Rohkost, massenweise Gemüse.
Kinder sind von Natur aus neugierig und wenn sie selbst tun dürfen und Erwachsene an der Seite haben, die nicht „gesund“ predigen, sondern Lust-auf machen, weil sie es selbst für gut finden, vorleben, anbieten, dann klappt das schon irgendwann mit dem „kennen lernen wollen“, denn „Was der Bauer häufig gegessen hat, das mag er auch“. Und wir alle erinnern uns an solche Lebensmittel.
Ich mochte früher keine Spargeln, jetzt liebe ich sie. Ich mochte keinen Rosenkohl, jetzt mag ich ihn, ich mochte keine rote Beete, jetzt esse ich sie sehr gerne. Und Sie?
Am Anfang ist die Kochkompetenz
Wer nicht weiß, wie man eine Soße herstellt, kann nicht ohne weiteres den Konsum von Soßenpulver abstellen und fettreduziert kochen.
Wer nicht weiß, wie man Geschmack beim Kochen erzeugt, kann seine Gewohnheiten beim Kochen nicht einfach abstellen.
Wer von Kochen nichts versteht, da ist es müßig, jemanden Zutatenlisten lesen zu lassen, weil man das, was da steht „verstehen“ im Sinne von „sich vorstellen“ können muss.
Und wer nicht weiß, was er mit einem Fenchel, einer Kohlrabi anstellen kann, dem kann man nicht vorwerfen, dass er sie nicht isst.
Beratung beginnt also dort, wo die Praxis beginnt und manchmal ist es NOTwendig, mit den Menschen ganz klein anzufangen. Wie mache ich eine Suppe ohne Päckchen und Sahne? Wie bereite ich ein Schnitzel zu, ohne es zu panieren oder Unmengen Fett zu verbraten? Wie wärme ich Nudeln auf, ohne dazu viel Butter zu benötigen? Wie mache ich einen Kartoffelsalat ohne Mayonnaisse und was koche ich, wenn ich nur 45 Minuten Mittagspause habe? Wie bereite ich Gemüse zu, ohne dicke Bechamelsoße?
All diese Fragen haben ihre Berechtigung und können nicht übergangen werden, wenn es darum geht, Menschen auf dem Weg zu einer Ernährung zu begleiten, die ihrer Gesundheit und ihrem Wohlergehen besser bekommt.
Es ist kein Grund, sich zu schämen nicht kochen zu können, denn es ist gar nicht so schwer und noch nie ein Meister vom Himmel gefallen. Doch es wäre traurig, mit dem lernen gar nicht erst anfangen zu wollen, denn…
was selbst gemacht ist, schmeckt nicht nur besser, sondern ist ein Genuss.
Sich dauerhaft gut zu ernähren geht nur mit GENUSS
Wir wissen aus vielen Studien, dass
> Gesundheit mehr als die Abwesenheit von Krankheit ist
> Dass Wohlbefinden ganz entscheidend ist
> Dass Mahlzeiten wesentlich zum Stressabbau und zur Entspannung beitragen können (oder das Gegenteil bewirken können)
> Essen als Grundbedürfnis des Menschen (Maslow) ganz eng mit der sozialen und emotionalen Integrität verknüpft ist
Übe Dich im Genuss, denn Übung macht den Meister.
Genuss braucht Zeit und Geduld
Gib Dich hin und du wirst beschenkt. Bereite jedes Mahl mit Liebe und Hingabe zu.
Lasse alle Sinne frei.(sehen, hören, riechen, tasten, schmecken, fühlen, erinnern..)
Spiele mit dem Maß. (gelegentliches Überschreiten, um erfreut zurückzufinden)
Finde den Rhythmus (Rituale, Kultur)
Verbrauche die Zeit und sie bleibt stehen (Muße, statt Hektik). Jetzt ist jetzt
Inszeniere die Gemeinschaft, fühle Dein Ich, das Du und das Wir
Gehe liebevoll mit Menschen und Dingen um
Fürchte Dich nicht vor der Lust. Genuss sättigt das Verlangen.
Genuss ist ein Kunstwerk – voller Widersprüche.
(c) S. Mannhardt Ergänzt und weitergeführt
nach: Gero von Randow. Genießen- Eine Ausschweifung
Sollten Sie mit dem Kochen oder Genuss Schwierigkeiten haben, so freue ich mich darauf, Sie auf diesem Weg ein Stückchen begleiten zu dürfen.
[...] Geht es nur noch um Schein, um Hülle, um den großen Laufsteg, um “wer ist die Schönste im ganzen…